Mittwoch, 26. August 2009

Wie ich dazu kam

Ausgangslage

Bei der Wahl eines geeigneten Themas für meine Masterarbeit kam mir relativ rasch die Idee, meine Erfahrungen mit und mein Interesse für den Alpinismus ins Spiel zu bringen.
Selber bin und war ich nie ein grosser Alpinist, habe mich aber doch während rund 20 Jahren intensiv im Alpinen Gebiet bewegt. Als Kletterer, Wanderer, Skitourenfahrer und zeitweise auch als Tourenleiter für den SAC habe ich einen Einblick in eine Szene erhalten, die vielen Zeitgenossen beiderlei Geschlechts als eine Art Parallelwelt zum Alltag erleben lässt.

Während im alltäglichen Leben möglichst jedes Risiko vermieden oder doch wenigstens versichert wird, wird im Alpinismus genau dieses Risiko gesucht und die Grenzen des gerade noch Machbaren wird mit gezieltem Training und einer sich ständig verbessernden Technik immer weiter hinausgeschoben. So werden Berge besteigbar, die vor Jahrzehnten noch als unbezwingbar gegolten hatten und Routen, die vor kurzem noch mehrtägigen Expeditionen glichen werden von Spitzenkletteren in wenigen Stunden durchrannt.

Ein ständiger Begleiter bei den immer höheren Schwierigkeiten, die dabei gemeistert werden ist der mögliche Tod. Kein noch so gutes Seil, kein noch so hartes Training und auch nicht die modernsten Wetterberichte vermögen das Risiko eines Absturzes, einer Lawine, oder eines lebensbedrohlichen Wettersturzes je völlig auszuschalten.

In meiner Beobachtung der befreundeten Alpinisten, mit denen ich selber Touren unternommen habe, aber noch mehr in Vorträgen von Extremalpinisten ist mir immer die Leichtigkeit aufgefallen, mit der die Möglichkeit des plötzlich eintretenden Todes besprochen und im eigentliches Sinn des Wortes in Kauf genommen wurde. Man begeht eine an und für sich gefährliche Bergtour und sichert sich mit vielfältigen Systemen ab. Die geplanten Touren werden aber gleichzeitig immer schwieriger, so dass das eigentliche Risiko immer gleich hoch bleibt. Es kommen in den Bergen auch nicht weniger Menschen zu Tode als in früheren Jahrzehnten, trotz der erhöhten Sicherheitsanstrengungen. Einzige Einschränkung: Es werden im Zuge der erhöhten Freizeitaktivität viel mehr Bergtouren unternommen als früher. Allerdings unter den Spitzenbergsteigern ist das Sterberisiko nicht kleiner geworden. In der Schweiz sterben jährlich 120 bis 200 Menschen bei der Ausübung einer alpinistischen Aktivität. Das erregt in der Öffentlichkeit keine grössere Aufregung, es wird als Teil der Freizeitgestaltung akzeptiert. Nur wenn wieder einmal eine ganze Gruppe in den Tod gerissen wird und es sich möglicherweise noch um junge Menschen handelt, die sich einem Bergführer anvertraut haben erscheint der Fall über einige Zeit in den Medien. Die Gerichte befassen sich damit und dann wird er zu den Akten gelegt, ohne dass eine grundlegende Diskussion über den Sinn des Alpinismus erfolgt. Es sind aber jedes Mal Menschen betroffen, die ihre Ehepartner, Eltern oder Kinder verlieren.

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